
rarität
hamlet (ambleto)
premiere
sa, 3.9.22
musikalische leitung
florian ziemen
inszenierung
amy stebbins
bühne + kostüme
anna siegrot
chor
achim falkenhausen
Oper in zwei Akten von Francesco Gasparini
bearbeitet und neu komponiert von Fredrik Schwenk
Libretto von Fredrik Schwenk nach Apostolo Zeno, Pietro Parati und William Shakespeare
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Deutsche Erst- und Uraufführung
hamlet ist die wohl vielschichtigste und philosophischste Tragödie William Shakespeares – ein Meisterwerk, das an Tiefe, Emotionen, Interpretationsreichtum und Brutalität seinesgleichen sucht. Prinz Hamlet stellt mit Schrecken fest: Nichts ist mehr wie es war. Sein Vater, der König, ist tot, dessen Bruder hat die Krone an sich gerissen und Hamlets Mutter geheiratet. Hamlets Welt zerbricht. Doch was tun?
hamlet, schon über 400 Jahre alt, hat über die Jahrhunderte hinweg nichts an Faszination eingebüßt! Das dachte sich schon 1706 Francesco Gasparini (1661-1727), der dieses packende und weltberühmte Sujet, in durch die Librettisten veränderter Form, vermutlich als erster Komponist vertonte. Heute sind nur noch Fragmente der Oper erhalten. Der Komponist Fredrik Schwenk fügt diese nicht nur zusammen, sondern ergänzt sie durch neue Musik. Lassen Sie sich den verschollenen Klassiker in dieser besonderen Form nicht entgehen und erleben Sie diese beeindruckende Opernrarität im Rahmen unserer Trilogie zum ersten Mal in Deutschland!
Mit Felix Mischitz (Ambleto), Yohan Kim (Fengone), Sonja Isabel Reuter (Veremonda), Neele Kramer (Gerilda), Eddie Mofokeng (Valdemaro), Julian Rohde (Siffrido), Kathelijne Wagner (Ildegarde), Opernchor, Philharmonie
Video Elisabeth Köstner, Lars Neumann
↗ Karten im service_center
(05121 1693 1693, service@tfn-online.de)
↗ Webshop über reservix mit zusätzlichen Gebühren
extra
↗ Interview mit Ausstattungsleiterin Anna Siegrot
↗ Diese Oper ist als Teil der hamlet-Trilogie zu erleben. Das tfn widmet sich diesem packenden Stoff auch im Schauspiel und im Tanz.
pressestimmen
Opernwelt, November 2022
Der 1960 geborene Komponist Fredrik Schwenk [...] schuf durch seine Neuinstrumentation und Neukomposition eine Art hochbarock-modernen Hybrid, mit dem die Geschichte um Ambleto eindringlich, lebendig und dramatisch erzählt wird. […] Wir sehen die Silhouette einer Stadt, einzelne Häuser. Diese Bühnenhäuschen sind begehbar; hinter jedem Fenster ist Leben, hinter jeder Tür wohnt eine mögliche Gefahr. Das ist schön ausgeleuchtet - und funktioniert dramaturgisch-spielerisch hervorragend. […] Es spinnt sich ein lebendiges, wie empathisches Spiel auf der Bühne, auf der plastisch und gestisch expressiv Liebesgefühle gegen Falschheit und bloße Machtgelüste gestellt werden. Besonders berührt dabei tatsächlich Bariton Felix Mischitz, der mit seiner unverdorbenen Kammerstimme wirkt, wie ein Sängerschauspieler […] Selten erlebt man so authentisch vermittelte Fragilität. Auch alle anderen Sängerinnen und Sänger überzeugen durch die Bank. […] Ein Abend, den man sich vielleicht zweimal anschauen sollte.
Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 5.9.22
Mit der Barockoper Ambleto von Francesco Gasparini aus dem Jahr 1705 wurde die Hamlet-Trilogie eröffnet. Und zwar in einer kongenialen Fassung des 1960 geborenen Komponisten Fredrik Schwenk. Mit vielfältig variierenden Klängen schuf er einen neuen Handlungsfluss. Die einfallsreichen Originalmelodien, nur noch als Fragment erhalten, lässt er zu Inseln bewegenden Barockgesangs werden. Dabei verwandelt sich die tfn-Philharmonie unter der Leitung von GMD Florian Ziemen zum überzeugend historisch orientiert spielenden Klangkörper. Und die Sängerinnen und Sänger können auf dieser fein durchgearbeiteten orchestralen Grundlage mit ihren großen barocken Herz-Schmerz-Arien und Duetten glänzen. [...] Auch der Chor […] wandert souverän zwischen Barockwelt und Moderne hin und her. In beiden Welten bestens einstudiert vom Chordirektor Achim Falkenhausen. [...] Inspiriert durch die dunkle, riesige Wand voller Türen, im Halbkreis der Bühne von Anna Siegrot aufgebaut, lässt die Regisseurin [Amy Stebbins] das Ganze in einer militärisch formierten Gesellschaft spielen. [...] Dann Bravorufe und lang anhaltender Beifall.
Online Musik Magazin vom 4.9.22
Aus der dreiaktigen Nummernoper wurde eine zweiaktige Szenenoper, die neben der Wiederentdeckung eines vergessenen Werkes somit auch gleichzeitig eine Uraufführung darstellt. […] Anna Siegrot, die das Bühnenbild und die Kostüme für die drei Hamlet-Produktionen entworfen hat, hat einen Raum mit zahlreichen Kassettentüren geschaffen. Regisseurin Amy Stebbins assoziiert diese Türen mit einem bürokratischen Unterdrückungssystem eines autoritären Regimes. [...] Musikalisch ist der Abend äußerst abwechslungsreich. Fredrik Schwenk gelingt es sehr gut, Gasparinis Barockmusik mit eigenen Kompositionen anzureichern. Während die Ouvertüre und ein Großteil der Arien ganz im Stil der klassischen Barockoper erklingen, sind die Rezitative sehr modern und zeitgenössisch angelehnt und in unterschiedlicher musikalischer Ausprägung dem jeweiligen Geschehen angepasst. […] Dies alles wird von dem als kammermusikalisch besetzten Barockorchester des tfn, das durch Schlag- und elektronische Instrumente ergänzt ist, unter der Leitung von Florian Ziemen mit viel Fingerspitzengefühl sehr differenziert herausgearbeitet.
Oper & Tanz, Ausgabe 6/22
Mit der Musiktheater-Entdeckung „Ambleto“, für die der in Hamburg lebende Komponist Fredrik Schwenk die nur als Songbook überlieferten Arien aus Francesco Gasparinis Oper um Rezitative ergänzte, kitzelte man das Interesse überregionaler Tages- und Kulturmedien. […] Ausstattungsleiterin Anna Siegrot versuchte in einem Einheitsbühnenbild für das „Hamlet"-Tripel die praktikablen und künstlerischen Visionen von Tanz, Musiktheater und Schauspiel zu berücksichtigen. […] Am „Hamlet-Tag“ nützt sich diese Visualisierung nicht ab, offenbart durch Farbe, Licht Anordnung der Dekorationselemente und Requisiten vor allem beim Schauspiel einen erstaunlich variantenreichen Entwicklungsraum. […] Aus dem Ensemble ragen Julian Rohde und Felix Mischitz mit satter bis weicher Intensität heraus, Yohan Kim zeigt einen Tenor mit farbreicher Kondition und Ausdruckskraft. Schwenks neue Oper hat Belcanto-Ambitionen, die sich nicht anbiedern.
Klassikbegeistert.de, 23.9.22
„Hamlet all’Italiano e Latino – so kann man die neuste Produktion am Theater für Niedersachsen in Hildesheim nennen. […] Das Bühnenbild von Anna Siegrot stellt eine Wand mit elf unterschiedlichen Türen dar. Die Dramatis Personae kommen raus und rein, manche verstecken sich oder verschwinden hinter den Türen, wie nach dem Motto von Alfred Hitchcock: „Nichts ist geheimnisvoller als eine geschlossene Tür“. [...] Musikalisch ist „Ambleto“ ein Festival der hervorragenden, noch jungen Stimmen. […] Fredrik Schwenk hat nicht nur ein wertvolles, zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Werk in die Szene gesetzt, sondern mit seiner Ausarbeitung etwas Würze hineingebracht. […] Der Dirigent Florian Ziemen achtet auf die richtigen Proportionen zwischen der Treue zur Tradition und deren Bereicherung durch die Moderne. […] Wenn ich Professor Schwenks Werke außerhalb Hamburgs sehe oder höre, frage ich mich, ob seine Stadt überhaupt weiß, was für einen Schatz sie hat. Zum Glück liegt Hildesheim nicht weit entfernt, und es lohnt sich wirklich, dahin zu kommen, um „Ambleto“ im Theater für Niedersachsen zu sehen.
Theaterpur.net vom 28.10.22
Die fließenden Übergänge barocker Melodik in heutige, zudem die partielle Umformulierung barocker Ariendominanz in Ensembleszenen lassen fasziniert aufhorchen. Zwar sind die Vokalpartien, wie es sich für eine Barockoper gehört, koloraturgespickt, aber keineswegs sängermörderisch. Kompositorisch kommt die Synthese aus Gasparini und Schwenk bezwingend fetzig daher. Die Hildesheimer wissen dies musikalisch überzeugend umzusetzen. Der Chor des „Theater für Niedersachsen“ unter Achim Falkenhausen nimmt sich seiner Aufgabe mit kristalliner Klarheit und bildschöner Tongebung an. Florian Ziemen bewegt das Orchester des Hauses zum vortrefflichen Ineins von Barock und Heute. Wie das Instrumentarium, das Gasparini zur Verfügung stand und Schwenks Perkussion und Elektronik miteinander korrespondieren, führt zu überraschenden und immer neuen Hörerlebnissen. […] die Hildesheimer warten mit einer musikalisch faszinierenden Synthese aus Barock und Heute auf, die sich unbedingt für Nachfolgeproduktionen empfiehlt.