Richard Wagner lebte aufgrund seiner anhaltenden steckbrieflichen Verfolgung seit knapp fünf Jahren im Schweizer Exil, als er 1856 hoch verschuldet seine Arbeit am „Ring des Nibelungen“ unterbrach, um seiner erdrückenden finanzielle Situation durch die Komposition einer in kurzer Zeit geschriebenen und leicht aufführbaren Oper ein Ende zu bereiten. Das war der Beginn der Oper TRISTAN UND ISOLDE. Eine nicht unerhebliche Rolle bei dieser Entscheidung für diesen Stoff hat offensichtlich auch seine leidenschaftliche Affäre mit Mathilde, der klugen und schönen Frau seines Mäzens Otto Wesendonck, gespielt. Wagner selbst hat die Verflechtung seiner privaten Situation mit der Entstehung des TRISTAN immer wieder bestätigt. Mathilde wurde zu Wagners Muse und der Komponist fühlte sich von ihr – im Gegensatz zu seiner Frau Minna – endlich in seinem Künstlersein zutiefst verstanden. Nachdem Wagner mit seiner Frau Minna sein sogenanntes „Asyl“, das Gartenhaus der neu erbauten Villa Wesendonck, bezogen hatte, überreichte er Mathilde am 18. September 1857 die Urschrift seiner TRISTAN-Dichtung. Wagner konzentriert darin die Handlung ganz auf die Hauptfiguren. Entstanden ist das Psychogramm einer unglücklichen, grenzenlosen Liebe, die nur im Tod ihre ganzheitliche Erfüllung finden kann. In der gegebenem Dreieckssituation fand Wagner seine eigene Lebensrealität wieder: Tristan und Isolde, das waren er und Mathilde, Otto Wesendonck der betrogene König Marke. Wagners hochemotionale Liebesbeziehung zu Mathilde fand 1858 ein jähes Ende, nachdem Minna einen der an ihren Mann gerichteten Briefe abfing und einen Eklat heraufbeschwor, der schließlich 1862 zur endgültigen Trennung des Ehepaars Wagner führen sollte. Wagner entfloh zunächst nach Venedig, später nach Luzern, wo er nach gut zwei Jahren die Partitur zu TRISTAN UND ISOLDE vollenden konnte.