auf zum theater-live-experiment!

max und moritz, geschrieben 1865 von Wilhelm Busch, ist eines der meistverkauften Kinderbücher überhaupt. tfn-Hausregisseurin Ayla Yeginer nähert sich den weltberühmten Streichgeschichten von Max und Moritz aus Sicht der Kinder - und lässt die Erwachsenen dabei ganz schön alt aussehen. Dramaturgin Cornelia Pook hat sich mir ihr zum Gespräch getroffen.

↗ Hast du persönliche Kinderheitserinnerungen an max und moritz? Wenn ja, welche?

In meiner Kindheit bin ich mit max und moritz tatsächlich nicht in Berührung gekommen, es gab das Buch bei uns zu Hause nicht. max und moritz war für mich eher so ein feststehender Begriff im Sinne von »Das sind Freunde wie Max und Moritz«. Und ich hatte schon immer ein Bild vor Augen von den beiden, erinnere mich aber nicht, woher es kam. Vermutlich wissen die meisten Menschen hierzulande und auch darüber hinaus, wie Max und Moritz aussehen. Sie sind irgendwie eingebrannt ins kollektive Bildergedächtnis - auch wenn man das Buch nicht so präsent hat bzw. auch hieraus nur einzelne berühmt gewordene Sätze kennt - wie zum Beispiel gleich den Eingangssatz »Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen! Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen«.

↗ Was interessiert dich aus heutiger Sicht an der Geschichte?

Mich interessiert, was wohl in Max und Moritz vorgegangen ist bei ihren Streichen. Was für ein Leben sie führten und wodurch sie zu welchen Handlungen motiviert wurden. Und ob sie eben wirklich so böse waren, wie es da heißt. Auch gerade weil, meiner Recherche nach, nicht davon auszugehen ist, dass Wilhelm Busch das Buch als Lehrstück bzw. schwarzpädagogisches Erziehungswerk geschrieben hat - vielmehr als humorigen, vielleicht gar zynischen Kommentar auf die Erwachsenenwelt. Es sind ja die Erwachsenen, die dort karikiert werden, sowohl in ihrer Zeichnung als auch in den Handlungen. Ich möchte hören, wie Max und Moritz die Geschichten rund um die Streiche und die Auseinandersetzung mit den Erwachsenen erlebt haben, ihnen eine Stimme geben. Dafür bringe ich die Figuren aus den Geschichten gemeinsam in einen Raum - ein spannendes Experiment ...

↗ Werden Max und Moritz so aussehen wie im Buch? Was kannst du uns über Bühne und Kostüme verraten?

In den Kostümen werden wir sehr viel von Wilhelm Buschs Ästhetik wiedererkennen: Sowohl die für ihn typische Farbgestaltung als auch seinen charakteristischen Zeichenstil hat unsere Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Siegrot darin aufgenommen. Das Bühnenbild ist ein neuer Raum für die Geschichte, aber meinem Empfinden nach ein Raum, den auch Wilhelm Busch sich für ein Zusammentreffen all seiner Figuren hätte ausdenken können. Wir sehen keine Mühle, keinen Bach, keine Orgel und auch nicht Onkel Fritzens Bett. Aber all die bekannten Streiche werden in unserem Raum verhandelt und mit poetischen, lustigen und musikalischen Theatermitteln dargestellt.

↗ Kannst du uns auch Näheres über die Musik erzählen?

Es wird eine Menge Musik in diesem Stück geben, die sich in unterschiedlichen Genres bewegt. Die Proben machen besonders viel Spaß, da wir die Musik gemeinsam mit unserem - sehr musikalischen - Schauspielensemble entwickeln und dementsprechend viel singen und musizieren. In den Erzählungen der Erwachsenen wird musikalisch eine andere Form zu erleben sein als es bei Max und Moritz der Fall ist, die - so viel kann man schon verraten - ausschließlich live auf der Bühne musizieren werden. Aber auch alle anderen Figuren werden wir musizierend erleben, auf sehr unterschiedlichen, auch ungewöhnlichen Instrumenten. Ohrwürmer garantiert!

↗ Mit max und moritz wird unsere neue Spielstätte, das thim eröffnet. Welche Rolle spielt dieser Aufführungsort für deine Inszenierung?

Ich freue mich sehr auf diesen neuen Theaterraum und habe bei der Erstellung der Textfassung natürlich auch genau diesen Raum im Kopf gehabt, der atmosphärisch wesentlich intimer ist als das Große Haus und von der Bühnen- und Zuschauerraumgestaltung her einfach ganz andere Möglichkeiten bietet. Es macht besonders viel Spaß, wenn man speziell für einen Raum denken kann und wir haben große Lust, diesen tollen Spielort gemeinsam mit dem Publikum einzuweihen.