die fledermaus - operette aller operetten!

Die Geschichte, ein Wirrwarr: Um sich an seinem Freund Eisenstein zu rächen, inszeniert Dr. Falke ein Verwirrspiel beim Fest der Prinzessin Orlofsky. Es kommt zu den heikelsten Verwechslungen: Eisenstein flirtet mit seiner Kammerzofe, seine Gattin erscheint inkognito als ungarische Gräfin und treibt das Spiel voran, der Geliebte der Gattin muss für Eisenstein eine Nacht im Gefängnis einsitzen. Dass dieser auch noch ein Tenor ist, macht dem Gefängniswärter Frosch ganz schön zu schaffen. Eine Ausgangslage für sehr viel Durcheinander. Und am Ende zeigt sich, ob der Racheplan aufgegangen ist.

Kurz vor Probenbeginn hat sich Dramaturgin Jannike Schulte mit Generalmusikdirektor Florian Ziemen getroffen und über die anstehende Produktion gesprochen:

↗ Deine letzte Produktion war die Oper medea von Giovanni Pacini. Nun folgt mit Johann Strauss' Operette die fledermaus das Kontrastprogramm. Freust du dich darauf?
Natürlich! Ich freue mich immer auf Operetten. Seit Jahren, sogar Jahrzehnten, bin ich ein Operettenforscher und deshalb ist es für mich jetzt eine besondere Herausforderung, die klassische, die heiligste, das Zentrum der Operette einmal in einer Eigenproduktion vorzulegen.

↗ Was war deine erste Begegnung mit der »Fledermaus«?
Das kann ich so genau nicht mehr sagen. Ich habe sie irgendwann einmal als Kind in der Bayrischen Staatsoper gesehen. Dann hatte ich die Carlos Kleiber Schallplatte und die kenne ich in- und auswendig, die hat mich meine Jugend lang begleitet.

↗ Hast du »Die Fledermaus« schon einmal dirigiert?
Ja, in Bremen habe ich sie dirigiert, aber nicht als eigene Einstudierung. Dort habe ich sie übernommen und die Wiederaufnahme gemacht. Ich habe sie dort auch vordirigiert, habe damit also die Stelle bekommen.

↗ Wie würdest du den Inhalt der Operette in aller Kürze zusammenfassen?
Alle lügen alle an.

↗ Du hast es gerade schon angedeutet: Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Arbeit an einer Operette?
Die besondere Herausforderung ist, dass es wirklich eine Operette wird, dass man dieses Genre trifft, dass es keine Oper ist. Wir sind hier lauter Opernleute, haben Opernsänger_innen und das heißt, wir müssen zusammen den Prozess hin zur Operette durchlaufen. Operetten waren Stücke, die in eigenen Operettenhäusern gespielt wurden und die eben eine eigene Art zu singen, eine eigene Art des Deklamierens mit sich bringen, was eben vor allem eine starke Arbeit am Text oder im Umgang mit dem Text fordert. Eine Operette ist eine Kunstform, die ganz frei sein muss, wo die Sänger_innen eben viel weniger als in der Oper ein kleines Rädchen in einem großen Kunstwerk sind, sondern sehr viel mehr selbst die Sache an sich nehmen und mit ihrer eigenen Individualität und Eigenartigkeit füllen müssen. Und deshalb ist Operette immer eine große Suche. Operette ist zum Beispiel auch nichts, was ich zuhause allein vorbereiten und dann hier implementieren kann, sondern etwas, wonach man mit jeder / jedem Darsteller_in auf die Suche gehen kann: Wie könnte diese Figur in dieser Rolle mit dieser Musik und diesen Texten besonders werden?
Seit Jahren forsche ich, wie gesagt, über Operetten. Mich interessiert es wahnsinnig. Mich interessiert, was seit 1945, seitdem es keine Operettenhäuser mehr gibt, verloren gegangen ist. Die Operette ist an die Oper gewandert und hat dabei viel von ihrer Ursprünglichkeit und ihrer Kraft verloren - und das wieder zu entdecken und zu schauen, wie weit wir mit einem Opernensemble gehen können, uns von der Oper wegzubewegen und wirklich Operette zu machen, das interessiert mich.

↗ Was magst du besonders an dieser Operette, an der Musik?
Es war Richard Wagner, der sagte: »Er ist der musikalischste Kopf in Europa!«. Das ist einfach unglaublich gute Musik!

↗ Worauf freust du dich am meisten bei dieser Produktion?
Ich freue mich am meisten auf den beschrieben Weg, den wir gemeinsam gehen werden: mit dem Ensemble, mit dem Regisseur. Weil man bei so einem Stück eben nicht weiß, wo man ankommt. Und dann haben wir auch noch Corona und andere Herausforderungen, die damit einhergehen. Vor allem aber müssen wir uns das Stück individuell aneignen und unsere besondere Hildesheimer Version finden und das ist total spannend, weil man eben nicht weiß, wo wir ankommen, wenn wir jetzt starten.

Außerdem freue ich mich auf unser Ensemble, unsere Gäste: Die wunderbare Julia Borchert, die hier schon als Isolde war, wird jetzt als Rosalinde zurückkehren, also in einem ganz anderen Genre und einem ganz anderen Fach. Und schließlich arbeiten wir zum ersten Mal mit Hochschüler_innen in den kleineren Rollen des Dr. Blind und der Ida.