let's do the timewarp again!

Eine Show, die wohl (fast) jeder kennt. Seit der Uraufführung 1973 auf der Studiobühne des Royal Court Theatre gerade einmal vor 60 Leuten, spätestens aber seit der berühmten Verfilmung aus dem Jahr 1975, ist sie aus der internationalen Theater- und Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken. Durch nur wenige Zitate wissen eingefleischte Fans sofort Bescheid: »It's astounding, time is fleeting ...«, »A Toast - to abstinent friends!« oder auch »Don't dream it - be it!«. Die Rede ist natürlich von richard o’brien’s the rocky horror show! Eine Show, die bewusst zwischen Horror, Science Fiction und Extravaganz changiert und dabei alle Klischees bedient. Eine Show, die musikalisch sämtliche Bereiche behandelt - vom Rock 'n' Roll der 1950er-Jahre (»Hot Patootie - Bless My Soul«) über Themen klassischer Bildung (»The Sword of Damocles«) bis hin zu moralischen Tabus (»Touch-A-Touch-A-Touch Me«) und Schönheitsidealen der 1970er-Jahre (»Charles Atlas Song«). Eine Show, die Kultstatus erlangte - unter anderem durch junge Amerikaner_innen, die die Verfilmung in ein Mitmach-Event verwandelten, in dem sie verkleidet und ausgestattet mit Regenschirmen, Partyhüten, Reis und Wasserflaschen die Kinovorstellungen besuchten und an bestimmten Stellen diese Utensilien nutzten, um mitzuspielen, zu tanzen und dazu passende Schlagwörter zu rufen. Diese Art des Mitmachtheaters ist mittlerweile zum festen Bestandteil einer jeden Aufführung der rocky horror show geworden. Wobei man auch an den Mitmachaktionen erkennen kann, dass sich die Zeiten seit der Uraufführung geändert haben. Aufgrund von Nachhaltigkeit (und auch, um nicht ständig den gesamten Theatersall hinterher reinigen zu müssen) verzichten heute manche Theater - wie auch das tfn - auf Reis, Toastbrot und Wasserschlachten. Auch Klopapierrollen sind nicht mehr ganz so »in« wie damals. Aber keine Sorge: Es wird einen adäquaten Ersatz geben, schließlich soll niemand auf das Vergnügen, Teil dieser Show zu sein, verzichten müssen. Eine Spielanleitung und Infos zu den Mitspieltüten finden Sie auf der Stückseite.

Für das tfn übernimmt Oliver Pauli die Regie. Sebastian Ellrich zeichnet für die Ausstattung verantwortlich und Farid Halim konnte nach dem Erfolg von green day's american idiot erneut für die Choreografien gewonnen werden. In der Rolle des exzentrischen Transvestiten Frank’n’Furter wird bei uns Daniel Wernecke zu erleben sein. Dramaturgin Julia Hoppe hat mit ihm noch vor Probenbeginn über die Show und seine Rolle gesprochen.

↗ Du spielst in richard o’brien’s the rocky horror show die Rolle der bekannten Kultfigur Frank’n’Furter. Wie siehst du dem entgegen?
Ich freue mich wahnsinnig, diese Rolle spielen zu dürfen, und ich bin sehr gespannt auf die Inszenierung. Es ist natürlich auch eine große Herausforderung, weil jeder diese Rolle kennt, vor allem die Darstellung von Tim Curry im Film. Außerdem werden wieder hohe Schuhe getragen, auch das wird erneut eine Herausforderung (wie damals bei kinky boots - ziemlich scharfe stiefel), und auch die Kostüme werden sehr extrem. Also ich freue mich, stehe aber auch ein bisschen ehrfürchtig vor der Aufgabe, die da vor mir liegt.

↗ Beschreibe die Figur des Frank’n’Furter. Was zeichnet sie aus?
Frank’n’Furter ist extrem in seinem Aussehen und in seiner Art, sehr extrovertiert. Er hält sich nicht an Regeln oder Normen, ist Wissenschaftler, Visionär und kommt auch nicht von der Erde, sondern vom Planeten Transexual.

↗ Wie vertraut ist dir die Show? Hast du sie früher schon einmal gesehen? An was kannst du dich noch besonders gut erinnern?
Ich kenne lediglich den Film und habe das Stück noch nie auf der Bühne gesehen. Demnach bin ich auch sehr gespannt auf die Publikumsaktionen. Als ich den Film das erste Mal sah, war ich durchaus sehr verwirrt, aber mit jedem Mal schauen wuchs mir das Stück immer mehr ans Herz und ich verstehe mittlerweile total den Kultcharakter. Wenn ich es schaffe, würde ich das Stück wahnsinnig gern einmal vor unserer Premiere sehen.

↗ Was macht aus deiner Sicht den Reiz der Show aus?
In der Show wird die gesellschaftliche Norm auf den Kopf gestellt: Was extrem ist, ist normal - und das biedere Paar Brad und Janet ist unter den Transexuals eine Minderheit und wirkt daher sehr exotisch. Die Norm ist also immer nur eine Betrachtungsweise. Außerdem geht es um sexuelle Freiheit und Revolution. Man darf nicht vergessen, dass das Stück aus den 1970ern ist, eine Zeit, in der man für gesellschaftliche Akzeptanz auf die Straße gehen musste. Und in der heutigen Zeit, wo durchaus ein leichter Rechtsruck durch die Gesellschaft geht, ist dieses Stück immernoch aktuell mit der Aussage, tolerant zu sein gegenüber Menschen, die in den Augen mancher anders sind oder anders aussehen: »Don't judge a book by its cover!«